CGMP in der Pharmaindustrie – gute Herstellungspraxis auf dem aktuellen Stand

Zuletzt aktualisiert: 31 Oktober 2025

An die Herstellung von pharmazeutischen Produkten werden höchste Anforderungen gestellt. Arzneimittelhersteller müssen nicht nur qualitative Standards einhalten und die Richtlinien der Aufsichtsbehörden erfüllen, sondern sich auch auf einem globalen Markt behaupten. Damit die Produktqualität unter diesem Wettbewerbsdruck nicht leidet, wurden die Grundsätze der Good Manufacturing Practice (GMP) entwickelt. Ihre aktuelle, fortlaufend angepasste Form wird als Current Good Manufacturing Practice (CGMP) bezeichnet.

 

Definition: Current Good Manufacturing Practice (CGMP)

Die pharmazeutische Industrie unterliegt einem ständigen Wandel durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse, Technologien und Herstellungsverfahren. Um diese Entwicklungen regulatorisch abzubilden, hat die U.S. Food and Drug Administration (FDA) im Jahr 1978 die bestehenden GMP-Regularien (§§ 210/211 CFR) überarbeitet und den Begriff Current GMP (CGMP) eingeführt. Das "C" steht für Current – also den aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik.

Die CGMP-Vorschriften werden durch verbindliche Gesetze und ergänzende Guidances for Industry laufend weiterentwickelt. Sie regeln alle wesentlichen Aspekte der Herstellung, Prüfung und Qualitätssicherung von Arzneimitteln, darunter:

  • Anlagen, Produktionsumgebungen und technische Ausstattung
  • Qualifikation und Schulung des Personals
  • Hygiene, Reinigung und Kontaminationskontrolle
  • Dokumentation, Chargenrückverfolgbarkeit und Änderungskontrolle
  • Qualitätsmanagementsysteme und Risikomanagement
  • Validierungsverfahren und Abweichungsmanagement

Hinweis zur Rechtsnatur: Die CGMP-Vorschriften (21 CFR 210/211) sind rechtsverbindlich. Guidance-Dokumente der FDA sind hingegen nicht rechtsverbindlich; sie spiegeln die aktuelle Auffassung der Behörde wider und erläutern, wie man gesetzliche Anforderungen erfüllen kann. Änderungen an CGMP selbst erfolgen durch förmliches Rulemaking (Federal Register).

 

Warum CGMP für die Pharmaindustrie entscheidend ist

Die konsequente Einhaltung der CGMP-Standards schützt Patientinnen und Patienten vor mangelhaften oder kontaminierten Arzneimitteln. Verstöße gegen diese Standards können schwerwiegende Folgen haben, wie der Meningitis-Ausbruch in den USA im Jahr 2012 zeigte: Damals wurden Arzneimittel aufgrund unzureichender Sterilitätskontrollen mit Pilzsporen kontaminiert. Mehrere Todesfälle und zahlreiche Erkrankungen waren die Folge. Solche Fälle unterstreichen die Notwendigkeit strenger Qualitätssicherung nach CGMP.

 

GMP, CGMP und regulatorische Zuständigkeiten

Die Grundsätze der Good Manufacturing Practice (GMP) wurden in den USA 1962 durch den Kefauver-Harris Amendment gesetzlich verankert. Sie definieren verbindliche Mindeststandards für die Herstellung von Arzneimitteln, um Risiken durch Verunreinigungen, Ineffizienz oder fehlerhafte Chargen zu minimieren.

In der EU sind die nationalen zuständigen Behörden (NCAs) für GMP-Inspektionen und Zertifikate verantwortlich. Die Europäische Kommission veröffentlicht den EU-GMP-Leitfaden (EudraLex, Band 4); die EMA koordiniert das Netzwerk, betreibt die EudraGMDP-Datenbank und facilitiert (koordiniert) Inspektionen – sie führt aber nicht routinemäßig alle Inspektionen selbst durch. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt zudem internationale GMP-Leitlinien bereit.

Im Unterschied zur klassischen GMP bezieht sich CGMP explizit auf den aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik. Die gesetzlichen CGMP-Vorschriften der FDA sind verbindlich, während ergänzende Leitfäden (Guidances) als Auslegungshilfe dienen. Hersteller haben innerhalb der regulatorischen Vorgaben begrenzte Flexibilität bei der Umsetzung geeigneter Verfahren.

 

Herausforderungen für Hersteller

Die Einhaltung der CGMP-Standards erfordert den Einsatz moderner Technologien, kontinuierliche Schulungen und ein robustes Qualitätsmanagementsystem. Hersteller müssen Prozesse regelmäßig überprüfen, validieren und dokumentieren. Dazu gehört:

  • Kontrolle von Roh-, Hilfs- und Wirkstoffen
  • Qualifizierung und Kalibrierung von Anlagen und Geräten
  • Validierung von Prozessen und Software-Systemen
  • Nachverfolgbarkeit und Datenintegrität

Diese Anforderungen sind mit Aufwand und Kosten verbunden, erhöhen jedoch langfristig die Sicherheit, Effizienz und regulatorische Akzeptanz der Produktion.

 

Vorteile der CGMP-Compliance

Trotz der hohen Anforderungen bietet die Einhaltung der CGMP erhebliche Vorteile:

  • Sicherheit: Minimierung des Risikos von Kreuzkontaminationen und Produktfehlern.
  • Qualität: Sicherstellung gleichbleibender Produktstandards und Wirksamkeit.
  • Wirtschaftlichkeit: Vermeidung von Rückrufen und Produktionsausfällen.
  • Marktzugang: Voraussetzung für Zulassungen und Anerkennung durch internationale Aufsichtsbehörden (z. B. FDA, EMA).

Damit bildet CGMP die regulatorische Grundlage für eine sichere und effiziente Arzneimittelproduktion – und ist unverzichtbar für jedes Unternehmen, das auf höchstem pharmazeutischem Niveau arbeiten will.